In den interaktiven Medien existieren zwei grundsätzliche Modi der Beeinflussung: die bewusste Navigation und das Biofeedback. Während die erste einen zielgerichteten Interaktionsprozess meint, in dem der Mensch von Entscheidung zu wandert, versteht man unter Bio-Feedback eine von physischen Zuständen abhängige unbewusste Steuerung. affectiveCinema wird durch Bio-Feedback gesteuert. Genaugenommen geht es um die affektive Reaktion des Menschen auf die Konfrontation mit einer virtuellen Person. Hat der Besucher in der Installation Platz genommen, wacht die Person, die der gegenüberstehende Monitor zeigt, auf und beginnt, unverständliche Worte zu sprechen. Sie kommuniziert über Laute und Mimik ihre sich ständig wandelnde Gemütsverfassung und adressiert dabei direkt den Betrachter, der unwillkürlich emotional reagiert, ohne sich dessen bewusst zu werden. Die Emotionen werden mit einem GSR-Sensoren (Galvanic Skin Response) erfasst. Das in diesem Vorgang erzeugte Signal wird per Midi an einen Realtime Video- und Soundeditoren weitergeleitet und beeinflusst verschiedene multimediale Parameter. Die unbewussten Emotionszustände bestimmen auf diese Weise die Abfolge der Videostücke und entscheiden darüber, ob und in welchem Maße Ton- und Bildeffekte angewandt werden. Je entspannter der Betrachter ist, desto mehr versucht ihn sein virtuelles Gegenüber zu provozieren, das heißt, es werden diejenigen Video­ stücke abgespielt, in denen der Schauspieler aggressiv agiert. Auf diese Weise entsteht ein individuelles Erlebnis, das selbst bei der mehrmaligen Rezeption durch einen Besucher variiert. affectiveCinema versteht sich als Forschungsansatz zu neuen Strategien der Einbindung von Theater in die neuen Medien und ist, ähnlich wie Luc Courchesnes Arbeit, interaktiven Formen der Unterhaltungsindustrie verwandt.