13 of 13

13 of 13

Date: 
17.02.2000 22:30
Edition: 
2000
Format: 
Screening

Katzensprung. Anfangs mochte ich die Idee eigentlich nicht. Ein Rückblick auf das eigene Festival? Die Idee stammt von Mitarbeitern der transmediale, gerade von jüngeren: Mal zeigen, was im Lauf der Jahre wichtig gewesen ist. Dann kommt der Moment des Nachdenkens, des Brütens vor den Katalogen. Eigentlich müßte die Auswahl doch ganz einfach sein... Weit gefehlt, schließlich stehen nur 90 Minuten zur Verfügung. Allein um die auf der transmediale vertretenen Genres zu repräsentieren, brauchte ich mehr als die vorgegebene Zeit. Oder: Einer meiner Lieblinge (und Preisträger der transmediale), Theo Eshetus „Travelling Light“ ist alleine eine Stunde lang. Schlußendlich habe ich mich zu einer sehr persönlichen Auswahl entschieden. Videos, die mir gefallen haben und beim Publikum gut angekommen sind, auch wenn sie zum Teil nicht ganz einfach zu rezipieren waren. „...mir gefallen haben“. Von Zuschauern, von Journalisten, von Besuchern der Vorträge oder Studenten bin ich immer wieder gefragt worden, nach welchen Kriterien sucht ihr aus, wie definiert man Videokunst, was sind die Qualitätsmaßstäbe. Ich kenne keine einzige wirklich scharfe Definition. Kunsthistoriker etwa bewerten das Medium ganz anders als Leute, die - wie ich - vom Film herkommen. Dramaturgie und Montage spielen dabei eine tragende, das Spiel mit Zeit und Raum hingegen eine untergeordnete Rolle. Das Medium Video in seiner klassischen Kunstform lebt vom Prinzip der Assoziation, als Ausdrucksmittel der Independents vom Regelverstoß. Assoziationsebenen sind - wenn sie anders als beim Film nicht massenwirksam sein wollen - extrem abhängig vom individuellen Persönlichkeitstyp. Regelverstöße heißt nicht, Regeln einfach zu mißachten, sondern sie kontrapunktisch anzugehen. Videokultur lebt vom Experiment, vom Spiel mit Wahrnehmungsmustern, Sehgewohnheiten und fasziniert durch Irritationen, die abseits all dessen liegen, was an der Kinokasse Geld einspielen oder dem Fernsehsender Quote bringen muß. Video ist anders, weil produktive Unruhe schaffend. Und das ist gut so... Micky Kwella, künstlerischer Leiter transmediale

share