Video ist jung

10.05.2017

Video ist jung

Video ist jung, war von Anfang an eine Reaktion auf die "schöne neue Welt" der hochtechnisierten Massengesellschaft mit all ihren Computern, Kernkraftwerken, zerstörten Landschaften und vereinsamten Individuen. Den Betroffenen eine Stimme geben und den Einsamen einen Traum - Kunst, Agitation und Pädagogik lagen eng beieinander. Video gibt es seit 20 Jahren als Kulturform, und es war von Anfang an ein kollektives Medium. Wir haben alles in der Hand: Kamera, Animation, digital-Trick. Lust zum Experiment und Lust zur Realität - das sind die Maximen einer Videogeneration im Zeitalter der permanenten technischen Innovation. Deshalb kann Video nicht Film sein, bleibt sperrig, verspielt und angreifbar. Und bleibt vor der Tür der "hohen" Kultur. Videoproduzenten müssen sich oft mit Fernsehen verbinden, um finanziellen Spielraum zu gewinnen. Die klassischen Wege der Filmförderung bleiben uns weitgehend verschlossen - uns sind doch schon für Filmerzu eng, wenn es um kulturelle Identität oder die europäische Alternative geht. Andere Länder sind uns voraus: in England mit Channel Four, in Frankreich mit regionalen Medienzentren, in Italien, Spanien mit dem offeneren Zugang zu Fernsehanstalten. Warten wir hier auf den Kulturkanal? Warten wir darauf, daß auch in den letzten Winkel bürokratischer Förderungsinstanzen eine neues Verständnis von Video dringt? Oder machen wir ein Festival, das die Vielfalt und Potenz dieser neuen Kultur international repräsentiert? Keine Frage, wir haben all unsere Energie aufgewendet, um dieses Festival zu realisieren: statt Geld viel ehrenamtliche Arbeit und Phantasie, zusätzliche Leistungen von Sponsoren und Förderern. Ohne sie wäre es nicht möglich gewesen, Gäste aus Dänemark, Frankreich, Großbritannien und den USA zu begrüßen. Wir haben 120.000 DM verbraucht; die Zuwendung des Senators betrug 15.000 DM: trotz gutem Willen, es gibt eben keinen "Topf" für Videokultur! Eine kulturpolitische Frage, ob diese Stadt sich dieses Festival erhalten will.... in Wirklichkeit nur eine rhetorische Frage. Hartmut Horst MedienOperative - Vorstand -

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